Fahr Rad! Warum das Fahrrad zum beliebtesten Fortbewegungsmittel werden muss
Aktualisiert: 16. Apr. 2020
Radfahren ist eine beliebte Sportart, ein nettes Freizeitvergnügen für Zwischendurch – und das Fahrrad gilt für viele als gängiges Fortbewegungsmittel.
Dennoch gibt es nach wie vor viele Hindernisse, wie unausgebaute Radwege und gefährliche Straßenabschnitte, die viele mögliche Wege per Rad verhindern und potenzielle Radler*innen abschrecken.
Warum wir dem praktischen Fortbewegungsmittel unbedingt mehr Beachtung schenken und Platz einräumen sollten, erfährst du in diesem Artikel!
Radfahren benötigt mehr Platz!
Das Rad erfinden
Die Erfindung des Rades wird seit vielen Jahren intensiv diskutiert. Ziemlich sicher ist man sich jedoch darüber, dass die ersten Räder vor 5000 Jahren unabhängig voneinander an verschiedenen Orten entstanden sind.
Die Idee, Material und Personen auf Rädern zu transportieren, ist also recht alt. Muskelkraftwagen wurden bereits im Mittelalter benützt, wie in etwa als Wägelchen mit Lakaien-Fußantrieb in üppigen Gärten. Der Gedanke dahinter war ähnlich dem unseres heute gängigen Drahtesels – in der Ausführung hatten die beiden jedoch nicht viel gemeinsam.
Im Jahr 1817 stellte der badische Forstbeamte Karl Drais seine einspurige, von ihm so genannte Laufmaschine (später unter „Draisine“) als Alternative zum Reitpferd vor. Das ist darauf zurückzuführen, dass im Jahr 1815 ein Mangel an Pferden herrschte, da diese aufgrund Missernten wegen eines Vulkanausbruchs geschlachtet worden waren.
Das Laufrad wurde vielfach nachgebaut. Dennoch wurde darauf recht bald wieder vergessen, da sein Entwurf nicht weiterentwickelt worden war bzw. der Gebrauch wegen Kollisionsgefahr mit Fußgängern verboten wurde.
Gefeiertes Comeback
1885 feierte das Rad, wie wir es kennen, sein Comeback: Als Rover II wurde die Standardkonstruktion für den Pedalantrieb des Fahrrads vorgestellt und verbreitet. Im Vergleich zu damals gängigen Rädern, wie dem Hochrad, galt es als absoluter Favorit und näherte sich in der ursprünglichen Radgröße der Draisine an.
Dieses lässt sich ganz gut mit der heutigen Vorstellung eines Fahrrads vergleichen.
Freiheit und Unabhängigkeit beim Radfahren
Emanzipation mit dem Rad
Aufgrund seines niedrigen Preises war das Fahrrad das erste massentaugliche Individualverkehrsmittel. Das Fahrrad gilt zudem als das freiheitsbringende Verkehrsmittel schlechthin – und nicht zuletzt als Unterstützung für den Feminismus.
Der “Wille sei das Rad des Geistes”, befand die amerikanische Frauenrechtlerin Frances E. Willard im 19. Jahrhundert. Sie hatte mit 53 Jahren auf einem zur Legende gewordenen Drahtesel namens “Gladys” das Radfahren gelernt. Sie zeigte damit, dass Frauen nicht nur für den Balanceakt geeignet sind. Die US-Feministin Susan B. Anthony 1896 unterstrich: “Es gibt Frauen ein Gefühl von Freiheit und Selbstvertrauen.”
In Europa erlangte das Fahrrad in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufgrund seiner Erschwinglichkeit insbesondere für Arbeiter eine große Verbreitung. Infolge von Industrialisierung und Urbanisierung waren Arbeitswege immer länger geworden. Im Jahr 1936 fuhren beispielsweise in den deutschen Städten mit über 100.000 Einwohnern zwischen 43 und 61 % der Arbeiter per Fahrrad zu den Arbeitsstätten. Doch auch für Fahrten in den Urlaub hatte das Fahrrad eine Bedeutung. 1938 existierten bereits über 10.000 km Radwege. Ab den 1950er Jahren wurde das Fahrrad jedoch immer stärker vom Automobil verdrängt
Umwelt und Mensch atmen auf!
2020: Im Alltag von Covid-19 avanciert das Fahrrad erneut zum Sieger.
Im Sinne des “Social Distancing” ist Fahrradfahren im Vergleich zu öffentlichen Verkehrsmitteln sowohl im Klima- als auch Gesundheitskontext der eindeutige Gewinner.
Flugzeuge verbleiben am Boden, es fahren weniger PKWs auf den Straßen, der CO2-Ausstoß sinkt. Laut Prognosen erreicht beispielsweise Deutschland voraussichtlich sogar überraschend das Klimaziel für 2020 (DW 2020). Mit einem langfristigen Umsatteln auf’s Rad könnte dies unterstützt werden.
Aufatmen! Radfahren trainiert unsere Lungenmuskulatur
Zudem beträgt das Infektionsrisiko mittels Tröpfcheninfektion beim Radeln nahezu null.
Radfahren kann weiters vorbeugend gegenüber Infektionen wirken. Wer regelmäßig radelt (gemütliches Radeln reicht hier schon!), kann den Blutdruck senken sowie Diabetes und Herzkreislauferkrankungen vorbeugen. Beim Ausdauersport werden die Lungenmuskulatur trainiert, das Atmungsorgan gut belüftet und besser durchblutet. Eine intensive Atmung reinigt die Lunge und unterstützt die Virusprotektion.
Good News
Erfreuliche Nachrichten erreichen uns aus Wien. In der Hauptstadt erreichte der Radverkehr im heurigen Winter bereits ein Rekordniveau (VCÖ 2020).
Es wird höchste Zeit, dem Radverkehr mehr Platz einzuräumen und das praktische, umweltschonende, gesundheitsfördernde und schnelle Fortbewegungsmittel wieder willkommen zu heißen!
Unser RaDschlag: Leg‘ doch mal einige Strecken mit dem Fahrrad zurück. Du wirst bald die vielen Vorteile des beliebten Drahtesels zu schätzen wissen!
Viel Spaß beim Radeln & stay safe!
Julia von move4sustainability
Über die Autorin:
Julia Wlasak ist Vollblut-Sportlerin. Sie blickt auf umfassende Erfahrung im Schul- und Hochschulbereich zurück und wundert sich, warum Sport so wenig Aufmerksamkeit im Nachhaltigkeits- und BNE-Kontext bekommt. Deswegen gründete sie im Dezember 2019 move4sustainability.
Weitere Informationen:
VCÖ 2020: https://www.vcoe.at/?fbclid=IwAR2HkHdQk5eJhyP90A8P8SNtxE2ltLGa90lJsfA-MC3uwuxXx2HL_BoOEF8